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Test: Arturia Augmented Grand Piano – Klavier meets Synth

  • Arturia Augmented Grand Piano ist eine Fusion aus Grand Piano und Synthesizer.
  • Basierend auf einem Steinway Model D können verschiedene Elemente kombiniert werden: Virtuell-Analog, Wavetable, Granular- und Harmonic-Synthesemethoden.
  • Als Plugin und Standalone für Windows und MacOS verfügbar.
Arturia Augmented Grand Piano - VST-Instrument und Standalone

Arturia Augmented Grand Piano könnte man als Sounddesign-Piano bezeichnen – der Name deutet es schon an: Dieses Piano-VST ist mehr als nur eine Klavier-Sample-Library. Hinter seiner kompakten Größe von gerade mal 2GB versteckt das Augmented Grand Piano ein umfangreiches Komplettpaket, das vor allem Sound-Enthusiasten und Klangtüftlern jede Menge bieten kann.

Mit Software-Instruenten wie Piano V3 und Stage-73 V ist klar: Die Synthesizer-Experten aus Grenoble können auch Piano. Aber mit dem Augmented Grand Piano schafft Arturia eine neue Kategorie von Piano-Instrument.

Beim Anspielen der ersten Presets begegnen einem sogleich auch viele aufregende und neuartige Klänge der Kategorien: Hybride Soundscapes, abstrakte Pads, morphende Sounds – verfeinert mit allerhand überraschenden Sound-Effekten.

Zwar ist die Basis eigentlich immer das akustische Klavier – man hält also noch Kontakt zum Boden, aber es reicht ein Reglerschwenk und man hebt ab in andere Klangsphären. Fantastisch! Wie funktioniert das?

Real – Processed – Abstract

In den zwei Sample Engines stehen 52 Piano-Klänge zur Auswahl, die sich in die Kategorien „Real“, „Processed“ und „Abstract“ einordnen. Das Gegenstück dazu bieten zwei Synthesizer Engines, die von Retro bis Modern alles im Repertoire haben. Hat man die maximal vier Engines den zwei Layern zugewiesen, kommt anschließend der Kern des VST –  der Morph-Drehregler – ins Spiel. 

Doch damit kratzt man gerade mal an der Oberfläche des Augmented Grand, denn neben sieben weiteren Makro Knöpfen, einem Delay, diversen Filtern und einem Reverb darf man sich auch über einen Arpeggiator, zehn Modulations-Quellen und 14 Effekte freuen.

Makros wie Time oder Motion können je nach Preset immer unterschiedliche Funktionen haben.
Makros wie Time oder Motion können je nach Preset immer unterschiedliche Funktionen haben.

Sounddesign auf Knopfdruck

Die Möglichkeiten der Synthesizer-Elemente sind schon enorm, aber Arturia macht den Einstieg sehr leicht: Man kann sich erst einmal von den 300 mitgelieferten Presets inspirieren lassen. Dank Preset-Browser mit Sound-Kategorien, Favoriten-System und Suchfunktion findet man sich im Klanguniversum des Augmented Grand Piano schnell zurecht.

Für alle, die darüber hinaus in die Welt der Klanggestaltung einsteigen möchten, bekommen mit Arturia Augmented Grand Piano nicht nur ein massives Werkzeug an die Hand, sondern auch Hilfe in Form von Tutorials, die einem Schritt für Schritt viele Funktionen näher bringen.

Morph, denn doppelt hält besser 

Kern des VST sind zwei Layer, A und B genannt. Ihnen können zwei der beiden Synthesizer- und Sample-Engines zugewiesen werden. So kann man zum Beispiel für A Synth+Synth und für B Sample+Sample wählen oder auch jedem Layer Synth+Sample zuweisen. Drei mal den gleichen Engine-Typ zu nutzen geht allerdings nicht.

Die Engines können jederzeit mit Drag & Drop zwischen Layer A und Layer B hin und her getauscht werden.
Die Engines können jederzeit mit Drag & Drop zwischen Layer A und Layer B hin und her getauscht werden.

Hat man sich für eine Anordnung entschieden, kann man mit Hilfe des Morph-Reglers flüssig zwischen Layer A und Layer B überblenden. Dadurch vermischen sich die bis zu vier Engines und erschaffen zahlreiche Klangvariationen.

„Morphing“ trifft es hier allerdings nicht so ganz. Denn darunter versteht man eigentlich eine Mischung der Klanganteile, wobei die Eigenschaften und das Verhalten eines Sounds in den anderen übertragen werden. Dennoch verspricht das Ganze Klangreisen zu fernen Welten und gibt den hybriden Sounds immer auch ein dramaturgisches Element, das man sehr schön dynamisch einsetzen kann.

Arturia Augmented Grand Piano - Sounds only!

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Kleine, aber feine Funktionen

Das Arturia Augmented Grand Piano kennt neben zahlreichen Effekten und Funktionen sogar vier Arten von Synthesizern. Mir hat der Harmonic-Synth sehr gefallen, der mit seiner FM-Synthese und den Spektralfiltern ein unglaublich großes Klangpotenzial besitzt. Trotzdem sollte man die Wavetable-, Granular- und Analog-Synthesen keineswegs unterschätzen.

Auch das Arp-Gate ist eine Erwähnung wert, da es nicht nur Noten und Akkorde im Arpeggiator verkürzen, sondern sogar verlängern kann. Das habe ich besonders gerne benutzt, um Akkorde im Arpeggiator-Lauf länger mitklingen zu lassen.

Wer den Schritt machen möchte: In die Synthese-Funktionen kann man sehr tief abtauchen. Für alle, die gerne an Sounds tüfteln, sind die Möglichkeiten fast grenzenlos, hier bleiben keine Wünsche offen.

Das richtige Händchen für die Handhabung 

Das gut eingerichtete und relativ übersichtliche Interface des Augmented Grand Pianos hilft ungemein, um sich nicht zu sehr von den Menüs und Optionen überwältigen zu lassen. Wer wenig Erfahrung mit Synthesizern, Effekten und Automationen hat, bekommt allerdings zwei Möglichkeiten zur Verfügung gestellt, um sich auf dieses VST-Monster einzulassen.

Zum einen kann man sich auf die 300 Presets des Front-Menüs verlassen. Hier gibt es genug Variationen an Sounds, die sich sekundenschnell im gut sortieren Preset-Browser finden lassen –  das funktioniert bestens, ohne auch nur die geringste Idee davon zu haben, wie ein Synthesizer oder Sampler funktioniert. Einfach mal die Marko-Regler ausprobieren! Die meisten Presets spielen bereits hier viel Potenzial aus.

Alternativ kann man sich von den kleinen Tutorials leiten lassen, die in das Augmented Grand eingebaut sind. Diese erklären Schritt für Schritt die verschiedenen Funktionen, stehen allerdings nur auf English zur Verfügung. Eine ausführliche Deutsche Bedienungsanleitung findet man jedoch als PDF auf der Internetseite von Arturia.

Arturia Augmented Grand Piano - Tutorials
Eine große Hilfe für den Einstieg in die tieferen Lagen von Augmented Grand Piano sind die integrierten Tutorials.

Arturia bieten auf ihrer Internetseite auch ein Englisches Walkthrough Video an, in dem viele Funktionen erklärt werden.

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Wer dann tiefer einsteigt in die Sounddesign-Möglichkeiten, kann sich tagelang mit immer neuen Varianten der Sounds beschäftigen, denn auch die einzelnen Synthese-Engines bieten den Zugriff auf Presets.

Eine Stärke des Augmented Grand sind Sounds, die ständig in Bewegung sind, was über den Morph-Regler, per LFO und/oder Automation innerhalb der DAW möglich ist. Schade, dass sich nicht auch das Formant-Filter automatisieren lässt. Das wäre aber auch meine einzige Kritik an den weitreichenden Edit-Funktionen.

Gewünscht hätte ich mir noch eine visuelle Kontrolle des Ladevorgangs der Presets. Denn man weiß nie, wann genau ein Preset fertig geladen ist. 

Klang und Spielgefühl

Auch wenn hier Grand Piano auf der Packung steht, darf man das Wort „Augmented“ (erweitert, vergrößert) ernst nehmen. Mit einer herkömmlichen Klavier-Library sollte man das Arturia Augmented Grand Piano eher nicht vergleichen.

Der Fokus liegt definitiv auf hybride Klavier/Synthesizer-Sounds, die von Filmmusik bis hin zu wilden Elektrorhythmen alles beinhalten können. Viele Presets leben davon, dass man Akkorde lange ausklingen lässt und währenddessen die zahlreichen Makros automatisiert.

Hochauflösende Velocity-Stufen, Round-Robin-Samples oder Resonanzen – kurz gesagt: Die Elemente, die den Klavierklang bereichern, kommen beim Arturia Augmented Grand Piano zu kurz, um den Klangrealismus eines puren Piano-VST zu leisten. 

Dafür kann das Augmented Grand mit abwechslungsreichen Klangpaletten punkten, die wunderbar in Bereiche wie Film-, Videospiel- oder Werbemusik und auch für Genres wie Pop oder Elektro passen.

Die 300 Presets schwanken in ihrer Qualität zwar ein bisschen, allerdings gibt es genug Auswahl, um schnell den passenden Sound zu finden. Gerade die Prepared-Piano-Samples haben mir gut gefallen, aber auch bei den Processed Pianos gab es zum Beispiel das „Electric Felt“ oder das „Animated Fog“.

Fazit: Viele Extras mit Piano

Arturia hat mit dem Augmented Grand ein unglaublich umfangreiches Klavier- und Synthesizer-VST geschaffen, welches von Funktionen nur so strotzt. Genauer gesagt haben die Extras hier deutlich mehr Raum als der Klavieranteil.

Mit 300 Presets und eingebauten Tutorials macht man es Einsteiger*innen leichter, sich in den zahlreichen Menüs zurecht zu finden, aber wer ein Interesse für Sounddesign und Musikproduktion mitbringt, wird viel aus dem großen Klangpotenzial des Arturia Augmented Grand Piano schöpfen können.

Die Klavier-Samples ergänzen sich gut mit den Synthesizer-Elementen, was sich in einer Vielzahl an abwechslungsreichen und einzigartigen Hybrid-Klängen widerspiegelt. Dementsprechend sollte man hier keine hohen Erwartungen an ein realistisches Klaviererlebnis haben, denn der Fokus liegt eindeutig auf den Sounds, Automationen und Makros. Das VST ist vor allem für Genres wie Film- oder Pop-Musik zu empfehlen, aber wer experimentierfreudig ist, dem sind keine Grenzen gesetzt.

Arturia Augmented Grand Piano – Überblick

Plattform: Standalone (Windows 8 oder neuer/macOS 10.1 oder höher) / VST2, VST3, AU, AAX
Leistungsanforderung: Mittel bis hoch
Festplattenspeicher: 2-3GB HDD (SSD nicht Pflicht, aber verbessert die Ladezeiten)
Hersteller/Vertrieb: Arturia/Tomeso

Janis Theurer

Die Klavier-Samples ergänzen sich gut mit den Synthesizer-Elementen, was sich in einer Vielzahl an abwechslungsreichen und einzigartigen Hybrid-Klängen widerspiegelt. Dementsprechend sollte man hier keine hohen Erwartungen an ein realistisches Klaviererlebnis haben, denn der Fokus liegt eindeutig auf den Sounds, Automationen und Makros.

Arturia · Piano-Software · Piano-VST · Software-Instrument

Tests

12. Januar 2023

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