Test: Gospel Musicians FM Tines 2 – E-Piano-Library

  • FM Tines 2 von Gospel Musicians ist ein Sample-Instrument mit einer großen Auswahl an dynamisch spielbaren E-Piano-Sounds der 80er- und 90er-Jahre.
  • Das Instrument bietet sowohl “klassische” Kult-E-Piano-Sounds wie “DX Tines”, aber auch Bells, Flächen- und Streicher-Sounds sowie Layers verschiedener E-Pianos wie z.B. LA-Pianos.
  • Als Player-Software wird die kostenlose UVI Workstation verwendet.
Gospel Musicians FM Tines 2 - E-Piano-Library

FM-Pianos – entstanden mit den DX-Synthesizern von Yamaha sind diese E-Pianos ein Relikt der 80er und haben immer eine gewisse Portion Kitsch. Allerdings ist ein FM-Piano auch das Markenzeichen für moderne Gospel- und RnB-Produktionen. Insofern hat man schon eine Idee, was man von Gospel Musicians FM Tines 2 erwarten darf.

… ein Paradies für Keyboard-Sound-Liebhaber!

Ich gebe es gerne zu: Ich bin ein großer Fan von E-Piano-Sounds der 80er- und 90er-Jahre. Egal ob DX7-Pianos der Hits von Whitney Houston oder Chaka Khan, Roland MKS-20 oder D-50: Ein solcher Sound kann mich stundenlang am Keyboard versinken und meine Umwelt vergessen lassen. Besonders im Gospel- und RnB-Bereich sind diese Sounds sehr hip und erfreuen sich großer Beliebtheit. Gospel Musicians FM Tines 2 macht daraus eine Tugend und bietet einen großen Teil dieser Klänge in einem einzigen Instrument – ein Paradies für Keyboard-Sound-Liebhaber also.

Was heißt eigentlich „FM“?

FM steht für Frequenzmodulation. Eine exakte technische Erklärung würde zu weit führen, darüber wurden ganze Bücher verfasst. Frequenzmodulation wurde in der Nachrichtentechnik verwendet und in der Klangerzeugung eines Synthesizers ist die Technik hervorragend geeignet. Denn mit nur wenigen Schwingungselementen (Operatoren, die als Träger- und Modulator-Frequenzen arbeiten) lassen sich sehr komplexe dynamische Klangspektren erzeugen. Wenn es auch gefühlt eine Million FM-Pianos zu geben scheint – dieses Genre ist nur ein schmaler Ausschnitt aus der Welt der FM-Synthese.

Auf Basis dieser Technik entwickelte Yamaha in den frühen 80er-Jahren sehr erfolgreiche Instrumente. Zunächst die E-Pianos GS-1 und GS-1, denen wenige Zeit später der Synthesizer-Meilenstein folgen sollte, der Yamaha DX7. Frequenzmodulation integrierte Yamaha in viele verschiedene Synthesizer und auch E-Pianos. Den Stand der Technik definieren die aktuellen Synthesizer Workstations Yamaha Montage und Yamaha MODX.

Mehr erfahren über die Vintage-E-Pianos der 60er-, 70er- und 80er-Jahre.

Gospel Musicians FM Tines 2 basiert auf Samples

Die Klangerzeugung von FM Tines basiert auf Samples, also aufgenommenen Klängen, die mit Synthesizern wie dem Yamaha SY-99 erstellt wurden. FM Tines 2 sieht aber selbst ein wenig aus wie ein Synthesizer, denn die Sounds können auf vielfältige Weise manipuliert werden, z.B. durch Filter, Hüllkurven und Effekte. Das schöne ist, dass sowohl erfahrene Synth-Schrauber ihren Spaß an FM Tines haben können als auch jene, die einfach nur die vielen verschiedenen Presets genießen möchten.

E-Piano-Sounds der 80er und 90er in acht Kategorien

Die Auswahl der Klänge, die mit FM Tines 2 nochmal deutlich vergrößert wurde, bietet ca. 230 spielfertige Multi-Presets in acht Kategorien:

  • FM Tines Classic
  • FM Tines Stack
  • FM Tines Electro EPs
  • Crystal EPs
  • Pianos and Layers
  • EP Pad and String Layers
  • Bells and Stacks
  • Pad and Strings

Diese Multi-Presets bestehen teilweise aus mehreren gelayerten, also übereinander geschichteten Einzelsounds. Die Einzelsounds, ebenfalls aus verschiedenen Kategorien wählbar, lassen sich auf Wunsch kombinieren.

Schön ist, dass wir hier nicht nur klassische E-Piano-Klänge finden, sondern auch Bells, diverse Streicher- und Flächen-Sounds. Denn die gehören nun mal dazu! Manchmal sind die Grenzen hier auch fließend: E-Piano oder Fläche? Man weiß es nicht so genau – Hauptsache, es klingt gut! Und das Geheimnis vieler 80s-Sounds ist ja gerade, ein E-Piano mit einem Bell- oder Flächen-Sound zu layern. Oder auch mehrere E-Pianos zu layern – die Möglichkeiten sind endlos.

Night of the Proms: DX Galaxy, JD Crystal und Dyno Tines

Die Auswahl an Sounds ist wirklich groß und wenn nicht schon der Preset-Name eine Anspielung an einen der bekannten Vertreter ist, hatte ich bei vielen Sounds sofort einen “ach den kenn ich ja von…”-Moment und musste mir sofort die entsprechenden Aufnahmen von David Foster, Michael Jackson, George Duke oder Chick Corea heraussuchen.

Die Presets der „Classics“-Kategorie klingen eher roh und bestehen nur aus einem Einzelsound. Hier findet man allerlei klassische DX7-Patches, Bell Tines, MKS-20-Pianos und Sounds vom Yamaha TX816. Teilweise handelt es sich hierbei um gesampelte Original-Sounds der jeweiligen Geräte, teilweise aber auch um Nachbildungen, die mit späteren FM-Synthesizern wie dem oben erwähnten Yamaha SY-99 realisiert wurden.

Alles, was man für gute FM-Pianos braucht. Die Effekte von FM Tines 2 klingen hervorragend.
Alles, was man für gute FM-Pianos braucht. Die Effekte von FM Tines 2 klingen hervorragend.

Stacks und Effekte

Die „Stacks“ (Stapel) klingen naturgemäß schon um einiges fetter und fülliger, denn hier handelt es sich um zwei bis vier Einzel-Sounds, die übereinandergelegt wurden. Die Sounds machen mitunter ausgiebigen Gebrauch der Effekte. So ist in jedem Patch mindestens ein Chorus oder Auto-Pan im Spiel. Mag man es eine Spur trockener, schadet es nichts, diese einfach mal auszuschalten.

Die Effekte klingen durchweg gut und sind für diese Art von Sounds unverzichtbar. Ich empfehle vor allem, den „Dimen D“ oder den „ST Chorus Widener“ auszuprobieren und mit den Parametern zu spielen – wirkt Wunder vor allem bei einfachen Sounds.

Manche der Presets sind sich recht ähnlich, es handelt sich also nur um kleine Variationen. Ich persönlich hätte hier eine etwas übersichtlichere Auswahl bevorzugt. Abhilfe schafft aber die Favoriten-Funktion, mit der man seine Lieblings-Presets markieren kann.

Es muss auch nicht immer FM sein…

In der „Pianos and Layers“-Kategorie finden wir ein paar Sounds, die nichts direkt mit FM zu tun haben: So gibt es hier verschiedene MIDI-Grands, eine CP-70-Nachbildung und verschiedene akustische Pianos, die teilweise an Presets von Workstations wie Korg Triton oder M1 erinnern, z.B. das drahtige „Dance Piano“ oder ein „Romantic Piano“ mit Streicher-Layer.

Den Abschluss bilden „Bells and Stacks“ sowie „Pad and Strings“: Eine wahre Fundgrube an Synth-Sounds, die man natürlich einzeln spielen, aber vor allem auch als zusätzlichen Layer mit den E-Piano-Sounds verwenden kann. Einige bekannte Sounds aus dem Kult-Synthesizer Roland D-50 finden sich hier wieder, zum Beispiel “Fantasia”, diverse Bell Pads und synthetische Streicher. Viele davon haben einen hohen Wiedererkennungswert. Aber es gibt auch ein paar dezentere Pads, die sich wunderbar zum Layern eignen.

Eigene Klänge bauen ganz einfach

Auch ohne ein Synthesizer-Experte zu sein, kann man mit den verschiedenen Sounds experimentieren. Ein Preset kann nämlich aus bis zu vier Layern bestehen. So besteht z.B. das Preset „LA Super Laser“ aus den drei Elementen „ES GS77“, „Pro Tines“ und „LA Grand“, die dann alle gleichzeitig gespielt werden. Wer ganz unkompliziert eine eigene Variation erstellen möchte, klickt einfach eines der vier Elemente an und wählt einen anderen Sound aus.

Es geht sogar noch einfacher: Ein Zufallsgenerator, zu erkennen am Würfel-Symbol, wählt automatisch eine zufällige Kombination an E-Piano-Sounds aus. Tatsächlich passen die Sounds meistens gut zusammen und das Spiel mit dem Zufallsgenerator macht einen riesigen Spaß!

FM Tines 2 – zu Hause oder auf der Bühne

FM Tines 2 läuft in der UVI Workstation und damit als Standalone-Programm sowie auch als Plugin (VST, AU, AAX) in gängigen DAWs. Für Keyboarder, die im Gospel-, Pop- oder Fusion-Bereich unterwegs sind, ist FM Tines 2 natürlich als Software-Instrument für die Bühne prädestiniert, z.B. in Verbindung mit Host-Software wie Gig Performer oder MainStage.

Einer meiner Kritikpunkte an der ersten Version von FM Tines war, dass alle Samples in einer einzigen 20-GB-großen Datei gespeichert wurden. Das machte es unmöglich, nur einzelne Teile der Library auf das Notebook zu kopieren, etwa, weil man nur zwei bis drei Sounds benötigt. In FM Tines 2 wurde dieses Problem gelöst: Hier sind die Samples in 300 verschiedenen Container-Dateien untergebracht, die man einzeln aus dem Programm heraus downloaden und auch wieder löschen kann, falls man sie nicht braucht. Während der Installation kann man sich sogar aussuchen, welche Preset-Kategorien überhaupt heruntergeladen werden sollen. Perfekt also, wenn die SSD bald voll ist.

Fazit: Hochwertige 80er- und 90er-Sounds

Für Liebhaber der FM-Piano-Sounds wurde mit FM Tines 2 eine wunderbare Spielwiese erschaffen, die sowohl Keyboarder als auch Synth-Schrauber begeistern wird. FM Tines 2 überzeugt durch Auswahl, Qualität und gute Spielbarkeit. Die Sounds lassen sich mit einfachen Mitteln anpassen und miteinander kombinieren. Der Zufallsgenerator ist dabei ein tolles Werkzeug, das auf Knopfdruck neue Kombinationen liefert.

Die Handhabung von Gospel Musicians FM Tines 2 gestaltet sich sehr übersichtlich. Man muss kein Synth-Experte sein, um mit dem Instrument neue, aufregende Sounds zu erstellen.
Die Handhabung von Gospel Musicians FM Tines 2 gestaltet sich sehr übersichtlich. Man muss kein Synth-Experte sein, um mit dem Instrument neue, aufregende Sounds zu erstellen.

Gospel Musicians FM Tines 2 – Übersicht

Erhältlich seit: 02.2019
Systemvoraussetzungen: MacOS 10.9 (64 Bit), Windows 7 (64 Bit), SSD oder vergleichbar schnelle Festplatte, ca. 20 GB freier Speicher, 8 GB RAM oder mehr
Player: UVI Workstation (kostenlos), standalone oder VST/AU/AAX
Hersteller/Vertrieb: Gospel Musicians / Best Service

Lukas Ruschitzka

FM Tines 2 überzeugt durch Auswahl, Qualität und gute Spielbarkeit.


FM Tines 2 :   149 €

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Tests

16. April 2020

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